Mecklenburger Petrijünger brechen zur Weltmeisterschaft nach Norwegen auf.
Vor der norwegischen Küste am Südzipfel der Lofoten ist das Wetter rau. Knackiger Wind, fette Wellen. All das stört die 600 Angler nicht, die in wenigen Tagen auf ihren Kuttern aus dem malerischen Hafen von Svolvær auf den Atlantik hinausfahren. Die Petrijünger kommen aus der ganzen Welt und vier von ihnen aus Hof Barnin und rund um Crivitz in Mecklenburg-Vorpommern.
Nach sechs Jahren Pause und Corona-Aus wollen Enrico Dahl, sein Bruder Adrian, Ekkehard Leipe und Frank Stübner endlich wieder auf Tuchfühlung mit den großen Dorschen gehen. Der Skrei, wie die Norweger den arktischen Dorsch nennen, zieht nach dem Winter von der Barentsee in die gemäßigten Gewässer an der norwegischen Westküste, um dort zu laichen. Wenn auf der Inselwelt die Norweger die Rückkehr des für sie so wichtigen Kabeljaus feiern, laden sie zur Weltmeisterschaft ein. Ein Wettstreit der Angler.
Allein der Gedanke an das Event zaubert Enrico Dahl ein Lächeln ins Gesicht: „Wir ziehen wieder los“, sagt er unmissverständlich. Nach der erfolgreichen Teilnahme in 2017 geht es als Team „MeckDorsch“ am 21. März gen Norden. Es sei das Gesamtpaket von Volksfest, Angelsport und Teamgeist, was begeistere. Schulklassen, der norwegische Fischereiminister und die Bewohner der Lofoten sind durchaus mit von der Partie, wenn die Kutter am 24. und 25. März ablegen, die Angler auf fette Beute hoffen und vom Fang ihres Lebens träumen.
In Hof Barnin sind die Koffer gepackt. Jeder Stauraum genutzt, jedes Kilo Gepäck genauestens überdacht – jede Tasche darf 23 Kilogramm Gewicht auf die Waage bringen. Nur so gelingt der Start vom Flughafen Berlin über Oslo nach Narvik. Von dort geht es per Auto weiter auf die Lofoten. Hinein ins Ferienhaus irgendwo am Fuße der markanten spitzen Berge, deren schneebedeckte Gipfel vielleicht noch im März an Zuckerhüte erinnern.
Norwegen ist und bleibt ein Traumreiseland. Da versteht es sich von selbst, dass die Frauen und Lebenspartnerinnen mit an Bord sind. „Unsere Ersatzmannschaft“, scherzen Enrico und Adrian Dahl. Reisen gen Norden ist eh ihre Leidenschaft – im Sommer mit dem Wohnmobil durch Skandinavien.
Jetzt in diesen Märztagen steht die Weltmeisterschaft im Dorschangeln im Mittelpunkt. Eine Teilnahme daran gibt es nicht zum Nulltarif. Erico Dahl: „Die Gebühr beträgt 250 Euro je Tag und Teilnehmer auf dem Boot.“
Auf die Planken geht es nun mit dem passenden Equipment. Kompakte Angeln, wie die Inlineruten, wo die Schnur von der Multirolle durch die Rute läuft. Selbst die Köderfrage ist geklärt. „Gummifische und Pilker aus Edelstahl sind bei mir fester Bestandteil“, sagt Adrian Dahl.
Sein Bruder Enrico zaubert kurzerhand einen 30 Zentimeter langen Gummifisch aus der Köderkiste. Ein Novum, ein Köder, dem womöglich kein Skrei zwischen 30 und 60 Metern Tiefe widerstehen kann. Angelfreund Ekkehard Leipe schwört zudem auf die schwedischen Edelstahlpilker.
„Je nach Wetterlage und Strömung muss so ein Köder an die 400 Gramm oder mehr auf die Waage bringen“, erzählt er. Abrisse seien sind zu vermeiden. „Der Nachkauf von Pilkern kann schnell den Wert eines Abendbrotes übersteigen“, sagt Leipe. Ruhiges Wetter begünstige feinfühliges Angeln.
Apropos Wetter: Das Quartett hat die Vorhersage im Blick. Mit gewisser Nervosität, wie Enrico Dahl gesteht: „Sonne und wenig Wind zwischen Null und minus zwei Grad Celsius sind vorhergesagt.“ Das wäre optimal.
Egal wie das Wetter wird: Der gefangene Fisch ist Teil der Fangquote der örtlichen Fischereibetriebe und gelangt in die Fischverarbeitung. Was bleibt, ist das gemeinschaftliche Erlebnis Meeresangeln. Na dann: Petri heil.
Volker Bohlmann, SVZ