Die Kommission hat heute ihren Vorschlag für die Fangmöglichkeiten in der Ostsee für 2024 angenommen. Dabei stützte sie sich auf eine wissenschaftliche Bewertung, die zeigt, dass die Lage in mehreren Fischereien bedenklich ist.

Die Kommission hat heute diezulässigen Gesamtfangmengen (TACs) und Quoten für drei der zehn bewirtschafteten Bestände in der Ostsee vorgeschlagen. Für die verbleibenden Quoten werden die Vorschläge zu einem späteren Zeitpunkt vorgelegt. Die Kommission schlägt vor, die Fangmöglichkeiten für Lachs im Finnischen Meerbusen um 7 % zu erhöhen. In den Fischereien auf Lachs im Hauptbecken und auf Hering im Rigaischen Meerbusen sind hingegen Kürzungen um 15 % bzw. 20 % vorgesehen.

In Bezug auf die anderen Bestände in der Ostsee (Dorsch in der westlichen und östlichen Ostsee, Hering in der westlichen Ostsee, Hering im Bottnischen Meerbusen, Hering in der mittleren Ostsee, Sprotte und Scholle) hat die Kommission den Internationalen Rat für Meeresforschung (ICES) umzusätzliche Informationen gebeten, um besser berücksichtigen zu können, dass Dorsch zusammen mit Plattfischen und Hering zusammen mit Sprotte gefangen wird.

Wissenschaftler gehen davon aus, dass der Heringsbestand in der mittleren Ostsee seit Anfang der 90er Jahre im Bereich oder unterhalb der Mindestgröße liegt. Die Bestandsgröße von Hering im Bottnischen Meerbusen fiel aufgrund der geringeren Anzahl an Jungfischen und der geringeren Größe älterer Fische unter ein nachhaltiges Niveau. Die Kommission schlägt daher vor, für beide Bestände die gezielte Fischerei einzustellen und das Verbot der gezielten Fischerei auf Dorschbestände, Hering in der westlichen Ostsee und Lachs in einem großen Teil des Hauptbeckens beizubehalten.

Die Kommission wird auf der Grundlage der für den Herbst erwarteten zusätzlichen Daten die Festsetzung von Beifang-TACs für Dorsch in der westlichen und östlichen Ostsee sowie für Hering in der westlichen Ostsee, im Bottnischen Meerbusen und in der mittleren Ostsee vorschlagen. Dadurch können Schiffe unvermeidbare Fänge aus diesen schwachen Beständen anlanden, wenn sie beispielsweise Scholle oder Sprotte befischen.

Die vorgeschlagenen TACs beruhen auf den besten verfügbaren wissenschaftlichen Gutachten des ICES und folgen dem mehrjährigen Bewirtschaftungsplan für die Ostsee, der 2016 vom Europäischen Parlament und vom Rat angenommen wurde. Genauere Angaben finden sich in der Tabelle weiter unten.

Dorsch

Für Dorsch in der östlichen Ostsee beabsichtigt die Kommission, die Fangbeschränkung für unvermeidbare Beifänge und alle beschlossenen flankierenden Maßnahmen beizubehalten. Darüber hinaus schlägt die Kommission vor, die Ausnahme von der Sperrzeit während der Laichsaison für bestimmte Heringsfischereien aufzuheben. Trotz der seit 2019 ergriffenen Maßnahmen, als die Wissenschaft erstmals wegen des schlechten Zustands von Dorsch Alarm schlug, hat sich die Lage bislang nicht verbessert.

Der Zustand von Dorsch in der westlichen Ostsee ist ebenfalls schlecht, wobei 2022 der niedrigste Stand der Biomasse zu verzeichnen war. Wahrscheinlich ist dies auf eine erhebliche natürliche Sterblichkeit zurückzuführen, für die die Wissenschaft noch keine umfassende Erklärung hat. Die Kommission schlägt daher vor, die bestehende TAC, die auf unvermeidbare Beifänge beschränkt ist, und alle flankierenden Maßnahmen aus dem Jahr 2023 beizubehalten. Gleichzeitig soll die Freizeitfischerei eingestellt und die Ausnahme von der Sperrzeit während der Laichsaison für bestimmte Heringsfischereien aufgehoben werden.

Hering

Die Bestandsgröße von Hering in der westlichen Ostsee liegt nach wie vor unterhalb nachhaltiger Werte. Die Kommission schlägt vor, die TAC weiterhin auf unvermeidbare Beifänge zu beschränken und die Ausnahme für kleine Küstenfischereien aufzuheben.

Für Hering im Bottnischen Meerbusen schlägt die Kommission außerdem vor, die gezielten Fischereien einzustellen und eine auf unvermeidbare Beifänge beschränkte TAC festzusetzen. Nach wissenschaftlichen Bewertungen liegt die Wahrscheinlichkeit, dass die Bestandsgröße unter den Mindestwert sinkt, bei mehr als 5 %, selbst wenn keinerlei Fänge getätigt würden.

Die Bestandsgröße von Hering in der mittleren Ostsee ist unter den Mindestwert gesunken. Daher schlägt die Kommission vor, die gezielte Fischerei einzustellen und die TAC auf unvermeidbare Beifänge zu begrenzen. Folglich sollten die im Rigaischen Meerbusen getätigten Fänge von Hering aus der mittleren Ostsee anders als bisher nicht mehr Teil der Fangmöglichkeiten für Hering im Rigaischen Meerbusen sein. Gemäß den daraus resultierenden wissenschaftlichen Fangempfehlungen sollten die Fangmöglichkeiten um 23 % gekürzt werden, doch die Kommission schlägt vor, lediglich eine Kürzung von 20 % vorzunehmen, da der Bestand gesund ist.

Scholle

Wissenschaftlichen Gutachten zufolge wäre zwar eine deutliche Erhöhung möglich, doch die Kommission bleibt vorsichtig, um vor allem Dorsch zu schützen, der in der Schollenfischerei als unvermeidbarer Beifang gefangen wird. Außerdem werden in Kürze neue Maßnahmen umgesetzt, durch die die Dorschbeifänge mithilfe alternativer Fanggeräte verringert werden sollen. Die Kommission ersuchte daher den ICES um zusätzliche Informationen, bevor sie eine TAC vorschlägt.

Sprotte

In wissenschaftlichen Gutachten für Sprotte wird eine geringfügige Verringerung der Fangmengen empfohlen. Sprotte wird jedoch zusammen mit Hering – insbesondere Hering aus der mittleren Ostsee – gefangen, dessen Biomasse unter den Mindestwerten liegt. Daher ist dieser Faktor bei der Festsetzung der Fangmenge zu berücksichtigen. Die Kommission ersuchte den ICES auch hier um zusätzliche Informationen, bevor sie eine TAC vorschlägt.

Lachs

Der Zustand der verschiedenen Flusslachspopulationen im Hauptbecken ist sehr unterschiedlich: Einige sind weiterhin schwach, andere dagegen gesund. Um ein nachhaltiges Niveau zu erreichen, empfahl der ICES vor zwei Jahren, alle Lachsfischereien im Hauptbecken einzustellen. Gleichzeitig kam der ICES zu dem Ergebnis, dass im Sommer bestimmte Fischereien in den Küstengewässern des Bottnischen Meerbusens und der Ålandsee fortgesetzt werden könnten. Der ICES blieb grundsätzlich bei seinem Ergebnis, beschränkte das geografische Gebiet jedoch auf die Bottenwiek und verringerte die entsprechenden Fangmengen. Die Kommission schlägt daher vor, die Fangmöglichkeiten und die flankierenden Vorschriften entsprechend anzupassen.

Nächste Schritte

Auf der Grundlage dieser Vorschläge werden die EU-Länder einen endgültigen Beschluss fassen, in dem für die wichtigsten kommerziell genutzten Fischarten festgelegt wird, wie viel Fisch in der Ostsee höchstens gefangen werden darf. Der Rat wird den Vorschlag der Kommission prüfen, damit er auf einer Ministertagung am 23. und 24. Oktober angenommen werden kann.

Hintergrund

Der Vorschlag für die Fangmöglichkeiten ist Teil der Strategie der Europäischen Union, das Niveau der Fänge an langfristige Nachhaltigkeitsziele – die Erreichung des sogenannten höchstmöglichen Dauerertrags (MSY) – anzupassen, wie vom Rat und vom Europäischen Parlament im Rahmen der Gemeinsamen Fischereipolitik vereinbart. Der Kommissionsvorschlag steht auch im Einklang mit den in der Mitteilung der Kommission „Nachhaltige Fischerei in der EU: Sachstand und Leitlinien für 2024“ dargelegten politischen Zielen und mit dem Mehrjahresplan für die Bestände von Dorsch, Hering und Sprotte in der Ostsee.

Die derzeitige Lage ist für Fischerinnen und Fischer schwierig, da bislang wichtige kommerziell genutzte Bestände (Dorsch in der westlichen und östlichen Ostsee, Hering in der westlichen und mittleren Ostsee sowie im Bottnischen Meerbusen und Lachs in der südlichen Ostsee und in Flüssen) ebenfalls zusätzlichen Belastungen ausgesetzt sind, insbesondere aufgrund des Verlusts von Lebensräumen infolge von Umweltschädigungen sowohl in Binnengewässern als auch in der Ostsee selbst. Zur Unterstützung von Fischerinnen und Fischern im Ostseeraum können die Mitgliedstaaten und Küstenregionen auf den Europäischen Sozialfonds Plus zurückgreifen, um Maßnahmen für lebenslanges Lernen und Kompetenzentwicklung durchzuführen.

Die Ostsee ist das am stärksten verschmutzte Meer in Europa. Sie ist dem Verlust von biologischer Vielfalt, dem Klimawandel, Eutrophierung, Überfischung und erhöhten Konzentrationen von Schadstoffen wie Arzneimitteln und Abfällen ausgesetzt. Angesichts dieser Situation organisiert die Europäische Kommission am 29. September 2023 in Palanga (Litauen) die zweiteAuflage der Konferenz „Our Baltic“. An dieser hochrangigen Veranstaltung werden Ministerinnen und Minister aus den acht an der Ostsee gelegenen EU-Ländern (Dänemark, Deutschland, Estland, Lettland, Litauen, Polen, Finnland und Schweden) zusammenkommen.

Weitere Informationen

Vorschlag für Fangmöglichkeiten in der Ostsee für 2024

Fragen und Antworten zu den Fangmöglichkeiten in der Ostsee für 2024