Richard Timm hat Glück: Der 27-Jährige hat sein Hobby zum Beruf gemacht. Seit zwei Monaten ist er im Bereich Jugend beim Landesanglerverband M-V e.V. tätig und bringt jungen Menschen das Zusammenspiel von Umwelt, Natur und Angelsport nahe. Dazu gehört neben dem Warten auf den Biss an der Angel auch viel Theorie.

Dass Angeln mal ein Schulfach sein könnte, hätten sich Petrijünger der Generation Ü50 bestimmt auch gewünscht. Ihr Wissen über Fische, Angeltechniken und Gewässer stammte früher häufig aus der Literatur à la Wolfgang Zeiske oder aus dem Erfahrungsschatz vom großen Bruder, Vater oder Opa. Heute ist das anders. Heute gibt es Typen wie Richard Timm, der Sätze sagt wie: „Angeln ist für mich mehr als ein Hobby, es ist eine Lebenseinstellung und ich freue mich, dass ich diese Leidenschaft beruflich einbringen darf.“ Als Mitarbeiter im Projekt ANGELNmachtSCHULE vermittelt er Mädchen und Jungen das Angeln in Theorie und Praxis. Woher kommt diese Leidenschaft? Der Naturfreund ist in Grabow an der Alten Elde aufgewachsen. „Von unserer Terrasse bis zum Fluss waren es nur 15 Meter“, erzählt er. „Ich habe den Lebensraum am Wasser mit den Fischschwärmen an der Oberfläche, den Mücken jagenden Schwalben, dem Rascheln der Weiden und dem moorig herben Geruch des Flusses seit meiner Kindheit aufgesaugt. Wenn ich am Wasser bin, bin ich zu Hause! Nach dem Abi gings für Richard vom Fluss an den Bodden – nicht zum Angeln, sondern zum Studieren in die Hansestadt Greifswald. Hier beschäftigte sich der Biologie-Freund mit Chemie und studierte Pharmazie. Nach zwei Jahren besann er sich und wechselte zu den Umweltwissenschaften, die er 2021 erfolgreich abgeschlossen hat. Und ganz nebenbei fing Richard Timm in dieser Zeit seinen größten Boddenzander mit 63 Zentimetern Länge. Sein liebster Fang ist ganz sicher seine Frau und sein dreijähriger Sohn, der auch schon nach der Angel seines Vaters geschielt hat. Der hat das Privileg, privat und beruflich angeln zu gehen. Beruflich tut er das in dem Projekt ANGELNmachtSCHULE des Landesanglerverbandes MV. Mit 47.500 Mitgliedern ist er der größte Naturschutzverband im Land. Mit einem stetigen Zuwachs an jungen Vereinsmitgliedern hat er sich allein von 2023 bis 2024 um 400 auf aktuell 3.800 Kinder vergrößert. Seit 2018 läuft das Schulprojekt des Anglerverbandes, das allein in Schwerin fünf Schulen betreut. Auf rund 35 Unterrichtseinheiten à 90 Minuten ist ANGELNmachtSCHULE angelegt, die Hälfte der Stunden vermittelt Theorie, der andere Teil findet am Wasser statt. „Hallo Herr Timm mit zwei ,M‘ “, begrüßen ihn die Mädchen und Jungen zum praktischen Teil mit Stippangel und Naturköder am Störkanal. Während die Schüler angeln, zeigt er den armdicken Ringordner mit den Themen, die er in den Theoriestunden kindgerecht vermittelt. Dabei geht es zum Beispiel um Geräte-, Gewässer- und Fischkunde sowie Umweltbewusstsein. „Irgendwann werden die Kinder mit diesem Wissen den Fischereischein erlangen und die Natur mit derselben Faszination sehen wie ich. “

Steffen Holz

Quelle: https://www.hauspost.de/pdfAusgabe/hauspost.pdf