– Noch keine Fangempfehlung für Westdorsch möglich –

– Mehrzahl der Ostseebestände nachhaltig bewirtschaftet –

Der Internationale Rat für Meeresforschung hat heute seine Empfehlungen für die Fischerei in der Ostsee für das nächste Jahr veröffentlicht. Für den Dorschbestand in der westlichen Ostsee konnten die Wissenschaftler noch keine Empfehlung vorlegen. Nach ihrer Einschätzung liefert das bisher genutzte Modell keine plausiblen Ergebnisse mehr, so dass ein benchmarking durchgeführt werden muss und anschließend, voraussichtlich im September, eine Fangempfehlung vorgelegt werden wird.

Während die meisten Bestände in der Ostsee nachhaltig bewirtschaftet werden, ist die Lage bei den für die deutsche Fischerei wirtschaftlich wichtigen Arten, westlicher Hering und östlicher Dorsch, weiterhin prekär.

Beim westlichen Hering befinden sich sowohl die Nachwuchsproduktion als auch die fischereiliche Sterblichkeit auf einem historischen Tiefstand. Die Nachwuchsproduktion ist nach bisherigem Kenntnisstand durch den Klimawandel beeinträchtigt. Das hat sich auch dadurch nicht geändert, dass die deutschen Fangmöglichkeiten momentan nur noch 6 % verglichen mit dem Jahr 2017 betragen. Während deutsche Fischer erheblich beschränkt werden, um den Bestand wieder aufzubauen, wurde die Entnahme durch norwegische und schwedische Fischer nicht in gleichem Ausmaß gesenkt. Dies zeigte sich auch bei der Quotenfestsetzung für dieses Jahr. Dabei wurde die Quote in der westlichen Ostsee um 50 % reduziert, im Skagerrak und Kattegat nur um 16 %. Jede weitere Quotenkürzung in der westlichen Ostsee ist sinnlos. Die Verteilung der Fänge muss sich wieder an dem früheren Aufteilungsschlüssel orientieren. Im Moment läuft die Verteilung einseitig zum Nachteil der deutschen Fischerei. Den anderen Heringsbeständen in der Ostsee geht es deutlich besser. Im Bottnischen Meerbusen beispielsweise empfiehlt der ICES eine Steigerung der Fangmenge um 72 %.

Beim östlichen Dorsch empfiehlt der ICES, dass die fischereiliche Entnahme auch im nächsten Jahr bei null und auf Beifänge beschränkt bleibt. Die Nachwuchsproduktion der letzten beiden Jahre war die schlechteste der langen Zeitserie. Eine gezielte Fischerei auf diesen Bestand gibt es momentan nur durch Russland. Die natürliche Sterblichkeit ist mittlerweile 10mal so hoch wie die fischereiliche Sterblichkeit, so dass mit fischereilichen Maßnahmen kein Beitrag zur Verbesserung der Bestandssituation mehr geleistet werden kann.

Erfreulich ist, dass der Schollenbestand in der Ostsee weiter von Rekord zu Rekord wächst. Der Nachwuchsjahrgang des letzten Jahres war wieder sehr stark, so dass der ICES eine Erhöhung der Gesamtfangmenge um 53 % vorschlägt. Für die ebenfalls häufigen Arten Flunder, Kliesche und Steinbutt sind keine Fangbeschränkungen erforderlich.

Die Nachwuchsjahrgänge bei der Sprotte in der Ostsee waren 2019 und 2020 ebenfalls sehr stark. Für die Sprotte empfiehlt der ICES eine Erhöhung der Fangmenge um 8,7 %. Bei Umsetzung dieser Empfehlung würde der Sprottenbestand nach ICES-Berechnung im nächsten Jahr wieder auf über eine Million Tonnen anwachsen.

Die ökonomische Situation für die Ostseebetriebe bleibt weiterhin angespannt. Wirtschaftliche Impulse erhoffen sich die Fischereibetriebe durch ein Aufleben des Fremdenverkehrs nach der Corona-Krise, um den Absatz in der Region weiter zu steigern. Für das Überleben der Betriebe an der Küste ist die Fortführung der Krisenhilfe durch Bund und Länder von entscheidender Bedeutung, damit nach dem erfolgreichen Wiederaufbau der Bestände noch existenzfähige Fischereistrukturen vorhanden sind.

Die Empfehlungen des ICES im Einzelnen:

Vereinbarung des RatesVorschlag des ICES
Name 
lateinischer Name
ICES FischereizonenGesamtfangmengen
2021 in Tonnen
Änderung bezogen auf
den TAC 2021
Westlicher Hering
Clupea harengus
Ostsee Untergebiete
22-24
1 575-100 %
Östlicher Dorsch
Gadus morhua
Ostsee Untergebiete
25-32
0
(aber 595 t Beifang)
±0
(Beifangregelung)
Scholle
Pleuronectes platessa
Ostsee Untergebiete
22-32
7 240+53 %
Sprotte
Sprattus sprattus
Ostsee Untergebiete
22-32
222 958+8,7 %

Kontakt: Claus Ubl 0176– 832 10 604

PM VERBAND DER DEUTSCHEN KUTTER- u. KÜSTENFISCHER e.V.; Mitglied im Deutschen Fischerei-Verband, Hamburg, 28.5.2021