Werner Promer (79) aus Lübtheen besitzt eine einzigartige Sammlung historischer Angelgeräte.

LAV-Präsident Dickau dun Vizepräsident Promer mit historischem Angelgerät im Rostocker Stadthafen beim vorbereiten der Röbeler Angel-Expo. Foto: Volker Penne
Lübtheen/Waren/Röbel/ Rechlin. Bleistiftdick müssen sie sein. Und die Federn sollten idealerweise aus den Schwingen von Gans oder Schwan stammen. „Nach diesen Stücken haben wir früher immer gesucht. Denn mit ihren langen Federkielen und flachen Federfahnen eignen sie sich gut als Angelposen“, betont Bernd Dickau, Präsident des Landesanglerverbandes (LAV) Mecklenburg- Vorpommern. Vor allem zu DDR-Zeiten, da das Angebot an käuflichem Angelzubehör sehr überschaubar war, habe man auf derartige Naturmaterialien zurückgegriffen, verdeutlicht der 61-Jährige. Ob Haselnussoder Bambus-Rute, Weidenkörbe für Forellen, superleichtes Balsaholz für Posen – improvisieren war angesagt. Eine imposante Sammlung historischer Angelutensilien hat indes Werner Promer (79) zusammengetragen. Gut 100 Stücke umfasst mittlerweile die Schatzkiste des in Lübtheen (Landkreis Ludwigslust- Parchim) aufgewachsenen Petrijüngers. „In den 1950er-Jahren griffen meine Kumpels und ich oft auf Haselnussstöcke zurück. Die gut vier Meter langen Ungetüme baumelten wir an die Fahrräder und ab ging´s beispielsweise an die Sude.“ Als Haken dienten unter anderem gebogene Sicherheitsnadeln, die man aus Mutters Nähkästchen entwendet hatte, erinnert sich der Petrijünger, er seit fast 50 Jahren Mitglied im Angelverein Früh Auf Hagenow ist. Zwar war die Tragkraft derartigen Angelgeschirrs recht schnell erreicht. Doch zahlreiche Karauschen, Plötzen, Rotfedern und mitunter auch ein Schlei wurden trotzdem erfolgreich aus Fluss und See geholt. Die Fische landeten daheim in Pfanne und Kochtopf und bereicherten das zur damaligen Zeit wahrlich nicht üppige Speisenangebot. Später leisteten sich die findigen Naturburschen extrem belastbare Voll- und Hohlglasruten bzw. Kreationen, die aus einer Mischung aus Glas und Kohlefaser bestanden. Einige dieser Exemplare gehören selbstverständlich zum Promer’schen Sammelsurium historischer Gerätschaften. Zu den Prunkstücken der Sammlung des Mecklenburgers, der seit fast 20 Jahren LAV-Vizepräsident ist, zählt eine in der Nachkriegszeit gefertigte Wenderolle aus Aluminium. Diese Konstruktion funktioniert wie eine Stationärrolle, kommt aber ohne Bügel aus. Mindestens ebenso skurril mutet die Holzrolle „Nottingham“ an. Sie stammt aus den 20er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Der gewiefte Hobbyangler präsentiert sie an einer imposanten Zweihand-Lachsrute, die ebenfalls etwa 100 Jahre alt ist. Dabei handelt sich um ein gespließtes Modell, bei dem sechs Lagen Bambus präzise miteinander verleimt wurden. „Zum Bedienen der zweiteiligen Vier-Meter-Gerätschaft benötigt man beide Hände“, erläutert der Fachmann. Werner Promer, der fast 50 Jahre ehrenamtlich für den heutzutage größten anerkannten Naturschutzverband des Landes tätig ist, besitzt natürlich auch modernstes Angelgerät. Doch gerade bei den Ködern greift er mitunter noch zu alten Rezepten. Selbst gemachter Teig – ein Leckerbissen zum Beispiel für Brassen und Schleie – ist schnell bereitet: „Etwas Weißbrot, ein Klecks Butter und etwas Gries werden sorgfältig geknetet. Das Ganze muss etwas ruhen und sollte dann nicht mehr an den Fingern kleben“, erläutert der Senior. Welche Flossenträger stehen extrem auf leuchtend rote Zuckmückenlarven? Wie züchtet man mit einfachen Tricks daheim Rotwürmer? Was haben die findigen Petrijünger hierzulande einst aus dem Köder Mormyschka gemacht? Sollten Vanille oder Anis als Zutaten in den Angelteig? Nur einige von vielen Fragen, die unter anderem Promer und Dickau demnächst im Hafen von Röbel (Mecklenburgische Seenplatte) beantworten werden. Vom 30. Mai bis 1. Juni steigt dort die zweite Angel-&-Wassersport- Expo an der Müritz. Der Landesanglerverband wird als Premiumpartner der dreitägigen Veranstaltung unter anderem mit einer Ausstellung historischer Angelgeräte und dem Infomobil zum Thema „Angeln macht Schule“ vor Ort sein. Wie die alten Gerätschaften im direkten Vergleich mit modernstem Equipment abschneiden, sollen Tests am Müritzufer zeigen. Auf die Fänge, die auf der Showbühne zubereitet werden, freut sich nicht zuletzt der Organisationschef der 23. Müritz- Sail, Steffen Kerfers (56). „Während die Expo vor allem wieder Tausende von Petrijüngern aus dem Norden anlocken wird, steigt in Rechlin die Mittelalter-Sail. In Waren (Müritz) dominieren kulturelle Unterhaltung und Action rund um das Thema Wassersport“, betont er.
Ein Spektakel der besonderen Art steigt vom 29. Mai bis 1. Juni rund um Deutschlands größten Binnensee. Das Motto der 23. Müritz-Sail lautet: Eine Sail – drei Häfen! Zu den Höhepunkten des maritimen Volksfestes in Waren gehört das vom Wasser aus gezündete Feuerwerk am Sonnabend. Die zweite Angel-&-Wassersport-Expo im Hafen von Röbel bietet den Besuchern vom 30. Mai bis 1. Juni am und auf dem Wasser modernste Ausrüstung, neue Angeltechniken und spezielle Kanus sowie Boote an. Die Expo-Besucher können wie im Vorjahr Röbel auch auf dem Wasserweg erreichen. Die Steganlage im Hafen wird dafür eine begrenzte Zahl an reservierten Liegeplätzen bieten. Der Eintritt zum größten Angel- Event im Nordosten, das am Freitag und Sonnabend jeweils von 10 bis 18 Uhr und am Sonntag von 10 bis 16 Uhr seine Pforten geöffnet hat, ist für Besucher frei.
Volker Penne