Am 24. März 2023 trafen in den Mittagstunden zum Gesprächstermin eine Abordnung des Landesanglerverbandes Mecklenburg-Vorpommern und eine Abordnung des Landessportfischerverbandes Schleswig-Holstein (LSFV) am Tagungsort ein.

Im Gespräch mit dem Mitglied des Europaparlament – v.l. Peter Heldt (LSFV), Robert Vollborn (LSFV), Niclas Herbst – v.r. Liane Janssen (LAV MV), Armin Butz (LAV MV), Axel Pipping (LAV MV) Foto: Claudia Thürmer

Niclas Herbst (CDU) ist Mitglied des Europaparlaments, stellvertretender Vorsitzender des Haushaltsausschusses und, für uns von großer Bedeutung, Mitglied des Fischereiausschusses. In letzterer Funktion hat er direkt mit den Belangen aller Angelfischer in Deutschland zu tun. Ein guter Grund seiner Einladung zu folgen.

Aal auf dem Tisch

Nach einem kurzen Aufwärmgespräch ging es thematisch in die Vollen. Der Aal und das plötzliche Aus für das Angeln des Fisches in der Ostsee war das Thema auf der Diskussionsliste. Diese Entscheidung des Bundesministers für Landwirtschaft und Umwelt, Chem Özdemir, die Willkür vermuten ließ, war Initialzündung für das Treffen mit Herbst. Auf Landes- wie Bundeseben wurden bislang Unverständnis bis Unmut über dieses Angelverbot geäußert. Auch EU-Abgeordneter Herbst bezog Position gegen die neue Verordnung. Seine Aussage dazu ist eindeutig, die Anglerschaft sei ein wichtiger Partner bei Bestandsschutz und Hegearbeit, gerade für den Aal, so Herbst. Das EU-Management der bedrohten Art sei im notwendigen Umfang nur zu leisten, wenn an der Basis, in den Ländern, die Menschen den Schutz direkt in ihre Hände nehmen. Aalbesatz wird in Mecklenburg-Vorpommern wie in Schleswig-Holstein umfangreich realisiert. Herbst betonte: „ Diejenigen die Gewässer schützen, sind die die sie nutzen. Wer kümmert sich denn sonst in diesem Umfang um den Schutz.“  Ein Brief des LAV MV mit dem Ersuchen um einen Gesprächstermin bei Chem Özdemir blieb bislang ohne Reaktion aus dem Bundesministerium.

Angler als Sündenbock

Der Aal leidet nicht unter Angeldruck. Es sind nur 0,4 % der Gesamtentnahmemenge des Aals, die auf die Beangelung der Art zurückzuführen ist. Vielmehr werden so entscheidende Faktoren, die die Art bedrohen zu sehr außer Acht gelassen. So ist beispielsweise der Schwarzmarkthandel mit Glasaalen eine große Gefahr für die Art, die Verbauung der Fließgewässer, die den Auf- und Abstieg des Wanderfisches verhindern, jedoch nur 0,04 % der Energiegewinnung in Deutschland ausmachen, und auch der Fraßdruck durch Kormoran und Robben stehen zu wenig im Fokus. Die Angelfischer stattdessen werden als Bedrohung für den Fisch vorgeführt. Zu Unrecht, wie Zahlen, Daten und Fakten aufzeigen.

Aktion mit Eile geboten 

Ende Juni wird der Internationale Rat für Meeresforschung (ICES), der sich die Bestandsentwicklung von Fischen überwacht, die nächsten Handlungsempfehlungen an die zuständige EU-Kommission weitergeben. Die nächste ICES-Empfehlung steht also ins Haus. Niclas Herbst sieht dringenden Handlungsbedarf, auf Länderebene zusammen aktiv zu werden, bevor neue Entscheidungen die derzeitige Lage noch verschärfen. Er riet in diesem Gespräch beiden Landes-Vertretungen dazu, unsere Kräfte zu bündeln und mit Fakten und Argumenten nochmals eindringlich auf die Situation und die Sachlage aufmerksam zu machen. Es war für uns eine überaus wichtige Rückmeldung des EU-Abgeordneten, dass unsere Stimme in Brüssel gehört wird. Der Austausch an diesem Tag in Lübeck war eine Bereicherung für die nächsten gemeinsamen, länderübergreifenden Schritte für uns Angelfischer in M-V und SWH.

Claudia Thürmer, LAV MV