Gemeinsame Pressemitteilung des Deutschen Angelfischerverbandes e.V., Landesanglerverband Mecklenburg-Vorpommern e.V., Landessportfischerverband Schleswig-Holstein e.V., dem Deutschen Meeresanglerverband e.V. und dem Wassertourismus in Schleswig-Holstein e.V.

Berlin, 16.09.2021. Der Internationale Rat für Meeresforschung (ICES) hat am 10. September 2021 seine Fangempfehlungen für den westlichen Dorsch in der Ostsee, für das Jahr 2022, deutlich später als gewöhnlich, veröffentlicht. Der Grund für die verzögerte Bekanntgabe, war eine erneute Überprüfung aktueller wissenschaftlicher Daten in Verbindung mit Anpassungen von Schwellenwerten („interbenchmark“).

Aufgrund der sehr geringen Fortpflanzungserfolge der letzten vier Jahre, war es zu erwarten, dass die Fangmöglichkeiten deutlich geringer ausfallen werden als in den Vorjahren.

Für den Dorsch in der westlichen Ostsee sieht der Rat im Rahmen des EU-Bewirtschaftungsplans eine Quote von 698 Tonnen vor, die zwischen der Berufsfischerei und den Anglerinnen und Anglern aufzuteilen ist.

Angelfischerei und kommerzielle Fischerei – Zwei unterschiedliche Herangehensweisen

Während ein Berufsfischer mit möglichst geringem Aufwand schnellstmöglich seinen erlaubten Fang, die sogenannte Quote, einfahren möchte, ist beim Angeln ein anderer Ansatz zu verstehen. Mit dem baglimit ist dem Angler eine tägliche Entnahmemenge gegeben, ob er diese erreicht oder nicht, ist nicht der primärere Antrieb an die Küste zu kommen oder auf die Ostsee hinauszufahren. Allein die Aussicht bzw. die Hoffnung, einen erfolgreichen Angeltag zu haben, treibt die Anglerinnen und Angler an. Die Höhe des bag-limits muss also als eine maximale Obergrenze und nicht wie in der beruflichen Fischerei als alleinige Entnahmeregulierung verstanden werden. MSS (Maximum Sustainable Satisfaction) statt MSY (Maximum Sustainable Yield).

Die Wertschöpfung der Freizeitangler erkennen.

Im Durchschnitt gibt jeder Meeresangler in Deutschland circa 900€ p.a. aus, was wiederum jährlichen Gesamtausgaben von 185 Mio. € entspricht.

Der größte Anteil dieser Ausgaben fällt dabei auf Angelgeräte und den Angeltourismus. Deutsche Meeresanglerinnen und Meeresangler sind somit für den Tourismus in den deutschen Küstenregionen, speziell auch in der Nebensaison, eine unverzichtbare Einnahmequelle. Stellt man nun den ökonomischen Mehrwert, den die Angler erbringen, dem tatsächlichen Fangerfolg gegenüber, so wird sehr schnell klar, dass allein die Möglichkeit einen Fisch zu fangen, die Freizeitangler zu wertvollen Touristen macht.

Angler leben von der Hoffnung auf einen Fisch, nicht vom Fangerfolg oder der Fangmenge

Seit 2016 gilt für das Angeln von Dorschen in der westlichen Ostsee das so genannte bag-limit. Damit ist die Tagesfangmenge für alle Petrijünger auf eine bestimmte Fischentnahme pro Tag begrenzt. 2021 liegt das Tagesfanglimit bei 5 Fischen pro Angler und Angeltag und 2 Fischen während der Laichzeit im Februar und März.

Die organisierten Anglerinnen und Angler in Deutschland haben erkannt, dass sie als Nutzer des Bestandes ihren Beitrag zur Bestandserholung geleistet haben und auch zukünftig leisten wollen. Bereits im Jahre 2016 haben wir eine Resolution herausgegeben und unter anderem eine Angleichung der Mindestmaße, als auch eine Laichschonzeit für den Dorsch angeboten. Diesen Beitrag zum Wiederaufbau der Population werden wir auch weiterhin anbieten.

Forderungen der Freizeitfischerei in Deutschland für 2022

  • Die Angelmöglichkeit auf und Entnahme für Angler von Dorsch muss erhalten bleiben. Dorsche während der Laichzeit konsequent schonen
  • Alternative Managementmaßnahmen in Betracht ziehen: z.B. Erhöhung Mindestmaße. Für ein zielgerichtetes Management der Freizeitfischerei ist die Kommunikation zwischen den Anglerverbänden, dem Angeltourismus, der Wissenschaft und der Politik zu intensivieren.
  • Alternative Angebote im touristischen Angelbereich erkennen und fördern.
  • Ungewollte Beifangmenge durch Verbesserung und Anwendung selektiver und moderner Fanggeräte in der kommerziellen Fischerei reduzieren.