Er war sein Leben lang Fischer und Kapitän. Als die Gesundheit die Seefahrt nicht mehr zuließ, wechselte Norbert Kahlfuss von der Kommandobrücke an die Spitze des Verbandes der Kutter- und Küstenfischer. Am 20. April ist er im Alter von 81 Jahren gestorben.

Sassnitz Einer der wohl bekanntesten Fischer Mecklenburg-Vorpommerns – Norbert Kahlfuss – ist am 20. April gestorben. Der 81-Jährige hatte die Geschicke der Fischerei an der Ostsee mitbestimmt – als Kapitän auf Frosttrawlern, als Chef des Landesverbandes und des Deutschen Verbandes der Kutter- und Küstenfischer und als Vizepräsident des Deutschen Fischereiverbandes. Erst 2020 zog er sich langsam aus seinen Ämtern zurück. Nun wird Kahlfuss am 14. Mai auf der See vor Sassnitz auf Rügen bestattet. „Wir werden dich schmerzlich vermissen“, heißt es in der Traueranzeige seiner Familie.

Kahlfuss war am 13. September 1940 geboren worden. Für den aus Breslau stammenden Jungen, der 1944 mit Mutter, Schwester und Großmutter ins Brandenburgische kam, stand nur eines fest: Er wollte zur See fahren. „Es gab für mich nichts anderes”, sagte er vor etwa zwei Jahren. Wie er darauf kam, wo er doch inzwischen in Thüringen lebte und seine Klassenkameraden 1954 eher nach Eisenach in den Autobau gingen? „Ich habe viel gelesen, vor allem Seefahrer-Geschichten.”

Diabetes beendete seine Kapitänskarriere

Mit 14 Jahren begann Kahlfuss in Sassnitz die Ausbildung zum Matrosen der Hochseefischerei. Das Kinderheim, in dem er zwei Jahre lebte, habe ihm geholfen, die Lehrstelle zu finden, schilderte er damals weiter. Nach drei Jahren wechselte er auf die Seefahrtsschule Wustrow, 1962 machte er sein Kapitänspatent B6. Er fuhr als Erster Nautischer Offizier und als Kapitän auf Frosttrawlern der DDR-Hochseefischerei. Bis eines Tages aufgrund der Diagnose Diabetes Schluss war. Kahlfuss wechselte in die Fangleitung des Sassnitzer Fischereibetriebes, der zeitweilig 1200 Mitarbeiter hatte. Dort erlebte er 1989 die politische Wende. Als Genossenschaftsmitglieder 1990 einen Berufs- und Interessenverband der Kutterfischer gründeten, bewarb er sich. Ein Jahr später wurde er dessen Geschäftsführer und blieb es 25 Jahre lang.

Lob von Backhaus für Zusammenarbeit mit Kahlfuss

Schon bei dem Rückzug aus seinen Ämtern 2020 lobte Landesagrarminister Till Backhaus (SPD) die Zusammenarbeit mit ihm: Kahlfuss habe sich stets sehr engagiert für die Belange der Kutter- und Küstenfischer eingesetzt. „Vor allem während des gravierenden Strukturwandels in den 1990er Jahren und in dem Spannungsfeld zum Fischbestandsschutz, Naturschutz und der Fischerei war er stets ein kompetenter, kritischer und wichtiger Berater der Landesregierung”, sagte Backhaus.

Auch ein früherer Widersacher, der Fischerei- und Meeresbiologe Klaus Harder, erinnerte sich vor etwa zwei Jahren: „Wir sind fair miteinander umgegangen”.

Von Ann-Christin Schneider und dpa

Quelle: https://www.ostsee-zeitung.de/Nachrichten/MV-aktuell/MVs-bekanntester-Fischer-Norbert-Kahlfuss-ist-gestorben