Vom Hecht bis zum Steinbeißer: Familienzoo im Tannenkamp eröffnet am 10.11.2022 neues Aquariumhaus
Wolgast. Der Tierpark in Wolgast kann mit einer zusätzlichen Attraktion aufwarten. Nach zweijähriger Planungs- und Bauzeit ist das Aquariumhaus fertiggestellt. In sieben jeweils 1000 Liter fassenden, passend dekorierten Schaubecken werden typische Tierarten unserer einheimischen Unterwasserfauna präsentiert. Damit sollen die Besucher bewusst für regionale Süßwasserfischarten und den Erhalt ihrer Lebensräume sensibilisiert werden. Die offizielle Einweihung der neuen Anlage steht am morgigen Donnerstag auf dem Programm.
„Umgesetzt haben wir dieses schöne Projekt in enger Kooperation mit dem Landesanglerverband MV“, berichtet Tierparkleiter Mirko Daus. Die Gesamtinvestition belaufe sich auf rund 130 000 Euro. Die Petrijünger förderten das Vorhaben finanziell und halfen auch bei der Beschaffung der Fische. Vorige Woche Donnerstag schipperten Mirko Daus und der Gewässerwart Volker Worschech in einem Spezialboot auf dem Landgraben nahe dem Putzarer See, um mittels Elektrofischerei geeignete Exemplare unterschiedlicher Art zu fangen.
„Dabei hab’ ich gestaunt, wie viele Fische es im Landgraben gibt“, schildert der Tierparkchef. „Sogar mehrere große Hechte waren dabei.“ Doch auf kapitales Schuppenwild hatten es die Akteure nicht abgesehen. Vielmehr bargen sie aus dem Fließgewässer Plötzen, Barsche, Schleie, Rotfedern, Hechte, Neunstachlige Stichlinge und Güster in handlicher Größe, die sich für die Aquariumhaltung eignen.
Sogar seltene Fischarten gingen den Jägern in den Kescher, wie zum Beispiel Bitterlinge, die ihre Eier in Flussmuscheln ablegen und darin ausbrüten lassen. Mehrere Steinbeißer, eine gefleckte heimische Schmerle, die sich auf der Suche nach Nahrung durch feinen körnigen Sand gräbt, traten die Reise ebenso nach Wolgast an wie ein Schlammpeitzger, der sich gern in dichtem Pflanzenwirrwarr und weichem Untergrund aufhält. In einem Bassin lugt unter einem Stein ein Amerikanischer Flusskrebs hervor.
„Zwei Becken sind zurzeit noch unbesetzt“, erklärt Mirko Daus. „In einem Aquarium werden Gründlinge und Dreistachlige Stichlinge Einzug halten; Elritzen besorgen wir uns aus Güstrow. Das andere Becken ist für einen dicken Aal reserviert, der seit 26 Jahren bei einem Tierliebhaber in Jarmen lebt und in dieser Woche von dort nach Wolgast umzieht.“
Auch bei der Bepflanzung der Wassergehege wurde weitgehend auf regionale Flora zurückgegriffen. Tausendblatt, Hornkraut und Wasserpest sowie lange Vallisnerien sorgen für eine stimmungsvolle Umgebung. Gleichzeitig bieten sie den Bewohnern, die dabei sind, sich einzuleben, einen gewissen Sichtschutz. Fadenalgen siedeln sich von alleine an. Das Aquariumhaus mit seinen geräumigen Wasserbecken und der entsprechenden Beleuchtungs- und Filtertechnik rundet das Tierparkerlebnis in Wolgast weiter ab.
Große Fortschritte macht auch der Neubau eines großen Mehrzweckgebäudes mit Schaufutterküche, Zooschule und Sanitär- sowie Umkleideräumen für die Angestellten. „Demnächst wird hier abschließend der Fußboden gegossen. Die Endabnahme des Objekts ist im Herbst 2023 geplant, aber schon im Sommer des nächsten Jahres sollen hier die ersten Teilbereiche nutzbar sein“, verkündet der Tierparkleiter.
Das neue künftige Empfangsgebäude des Zoos gewinnt ebenfalls an Kontur. „Zurzeit wird die gerade fertig gegossene Decke isoliert und auch die Fenster sind schon eingebaut“, freut sich Mirko Daus. Die Neuerschließung des Tierparkareals mit Wasser, Abwasser, Brauchwasser, Strom und Breitband, die ebenfalls zum aktuellen Bauprogramm gehört, ist unterdessen nahezu abgeschlossen.
Tom Schröter, OSTSEE-ZEITUNG
